Das Tagebuch von Flambo

Hallo ihr Lieben!

Mein Name ist Flambo, der Leuchter, und ich wohne und arbeite in der katholischen Kirchengemeinde St. Joseph in Luckenwalde. Ihr wollt wissen, was ich dort mache? Also ich bin für die Lichttechnik zuständig. Na gut, mehr Licht als Technik, aber ich folge meiner Familientradition, denn die Profession der Leuchter ist bei uns ein Generationsbetrieb. Meine Zwillingsschwester Flamba ist ebenfalls ein Leuchter und arbeitet (leider) mit mir zusammen. Wir sind ein super Team, aber nur während der Messe. Normalerweise fliegen bei uns in der Sakristei die Funken. Besonders artet unsere tägliche Diskussion aus, wenn das Thema Gewicht eine Rolle spielt. Nachdem eines Tages die Oberministrantin Uljana behauptet hatte, dass wir zu schwer geworden sind und uns die jungen Ministranten nicht tragen können, ist Flamba zum Hitzkopf geworden. Ich habe kein Problem damit, ist ja auch die Wahrheit, dass wir schwerer geworden sind. Ich sage also nichts, denn ich will ja das Arbeitsklima nicht unnötig anfachen, die Ministranten sind nämlich unsere Kollegen und Freunde. Wenn ich nicht arbeite, dann schaue ich gerne Schattentheater und mache Spaziergänge. Besonders brenne ich für Fußball, aber ich schau es nur, denn mit dem Rennen ist es bei mir etwas schwierig. Aber am liebsten lerne ich neue Freunde kennen. Daher hoffe ich aus tiefster Flamme, dass auch wir gute Freunde werden.

 

Flambo

Hallo liebe Leute!

Ich stelle mich kurz vor. Mein Name ist Flamba und ich lebe zusammen mit meinem Bruder Flambo in der katholischen Gemeinde St. Joseph in Luckenwalde. Wir leben nicht nur zusammen, seit vielen Jahren arbeiten wir auch gemeinsam in den Gottesdiensten. Eigentlich arbeiten wir nur so ca. 5 Minuten im Laufe der Messe. Da heben wir noch mal Glück gehabt, denn unsere Verwandten in der Kirche müssen öfters leuchten. Aber die Bezahlung ist auch nicht die Beste. Doch wir arbeiten ja nicht wegen des Geldes wegen. Wie Flambo sicherlich erwähnt hat, waren schon unsere Vorfahren Leuchter in der Messe. Wir hatten also nicht viele Möglichkeiten in der Berufswahl. Aber mit der Familie zu arbeiten ist immer schön. Ich kann mich nämlich hundertprozentig auf meinen Bruder verlassen. Flambo ist für viele Sachen Feuer und Flamme, besonders wenn es um Fußball geht. Er ist ein teurer Freund und Bruder für mich, aber ganz im Vertrauen, die hellste Kerze ist er gerade nicht. Die Intelligenz habe ich nämlich geerbt und wegen dieser Tatsache streiten wir uns auch öfters. So sind halt Geschwister. Wenn ich Freizeit habe, dann entspanne ich gerne im Kerzenschein und höre Musik. Musik ist meine größte Leidenschaft und darum gefällt mir mein Beruf so sehr. Jeden Sonntag höre ich den schönen Messgesang und komme auch nicht drum herum meine Flammen in der Melodie tanzen zu lassen. Na, wollt ihr mich mal besuchen kommen und mit mir gemeinsam singen? Das würde mich sehr freuen. 

Flamba

Sonntag, 17.01.2021 >>siebzehnter Eintrag<<

Liebes Tagebuch,

heute ist es still geworden. Und es wird eine lange Zeit so bleiben. Wie ich erfahren habe, schließen Sie wieder die Kirche. Ich war ganz außer mir. Für mich hat sich doch endlich wieder alles zum Guten gewendet. Leute kamen wieder in die Kirche, ich durfte endlich wieder zu Weihnachten dienen. Und jetzt glaube ich, dass ich in der Zeit zurückgesprungen bin. War alles nur ein Traum gewesen? Die Erstkommunion, die Firmung, Erntedank, Allerheiligen, Christkönig, Advent, Heilig Abend, Weihnachten, Neujahr? So viel ist passiert, das kann kein Traum sein. Und doch fühlt es sich so an. Kurzzeitig dachte ich wirklich, wir können der Realität entfliehen. Zumindest hier bei uns, in der Kirche. Einen kleinen Funken an Normalität verspüren, sei es auch nur durch den Leib Christi. Aber für uns ist diese ganze Corona Lage schon Normalität geworden. Bevor wir aus dem Haus gehen, ist es selbstverständlich, die Maske in der Tasche zu haben und bestenfalls auch noch ein kleines Desinfektionsmittel. Es ist normal geworden, weniger Besuche zu machen und lieber Zuhause zu sitzen. Es ist schon Alltag, mit Mindestabstand anderen zu begegnen und ja keinen Körperkontakt zu haben. Kein Händeschütteln, keine Umarmung, kein Begrüßungskuss. Arbeit funktioniert im Homeoffice und Unterricht über Onlinekonferenzen. Aber Kirche funktioniert NICHT durch Konferenzen oder sonstige Alternativen. Denn für die heilige Eucharistiefeier gibt es keinen Ersatz. Die Gottesdienste, die im Fernseher oder Radio übertragen werden, können nur durch Gebete erreichen. Aber dieses heilige Sakrament sind sie nicht in der Lage zu spenden. Und trotzdem sollten wir den Maßnahmen Folge leisten. Nicht, weil wir keine andere Wahl haben, sondern weil wir es für unsere Mitmenschen machen. Die Kirchenpforten mögen wohl verschlossen sein, aber nicht die Himmelspforten. Gott wohnt nicht nur in der Kirche. Er wohnt in uns und unseren Herzen. Wenn wir aber unsere Herzen füllen, mit Ärger, Hass und Unmut, aber auch mit Trauer und Eifersucht, dann hat es keinen Platz für Gott. Corona ist zur Realität geworden, und ja, diese Realität ist nicht rosig. Doch wir werden auch das überstehen. Die Menschheit hat doch so viel schon überstanden. Mit Gott im Herzen werden auch wir diese Zeit mit den versperrten Kirchentüren überstehen.

Liebes Tagebuch, heute ist fürs Erste mein letzter Eintrag. Nicht, weil ich nichts zu erzählen hätte, denn es passiert immer etwas, das redenswert ist. Ich möchte versuchen, in der Stille zu lauschen. Gottes Worte zu hören, wenn er zu mir spricht. Wach zu sein, für seine Ankunft. Wach zu sein, für seine Aufgabe. Und zu sagen „Ich bin hier“, wenn er mich braucht. Und ihr, die ihr mich in meinen Abenteuern durch diese Zeit begleitet habt, seid euch gewiss: Ich warte auch auf euch. Hier in dieser Kirche. Noch vor verschlossenen Türen, aber ich bin da. Und wenn sich dann die Türen öffnen, dann werde ich euch erwarten. Mit einer hellen Flamme, die sogar die Sonne überstrahlen wird! Denn ich bin Flambo, der Kerzenleuchter in Luckenwalde und so wie die Kirche Teil von mir ist, so bin ich auch Teil von ihr. Wir alle sind KIRCHE! Verschließen wir nicht die Tore zu unserem Herzen! Machen wir die Herzen weit für unsere Mitmenschen, für den Glauben und für Gott!

Euer Flambo

Sonntag, 10.01.2021 >>sechzehnter Eintrag<<

Liebes Tagebuch,

So schnell wie Weihnachten gekommen ist, so ist es auch wieder vergangen. Langsam werden die Tannenbäume abgeschmückt und aus dem Haus getragen. Die Weihnachtsdeko wieder verstaut und auf den Dachboden oder den Keller gelagert. Die weihnachtlichen Naschereien verschwinden aus den Supermärkten und im Radio werden wieder die üblichen Popmusikstücke gespielt. Bald wird nichts mehr darauf deuten, dass Weihnachten war. Naja, das Wetter bleibt noch, aber außer möglicherweise einigen Fotos, wird nichts mehr existieren, was einem ein weihnachtliches Gefühl vermitteln kann. Wenn samstags der Weihnachtsschmuck aus der Kirche geräumt wird, wird sie mir sicherlich leer vorkommen. Etwas wird fehlen, nicht nur im Kirchenraum, sondern auch in meinem Herzen. Ich weiß, über solch eine Situation einen solchen Aufstand zu machen, scheint lächerlich zu sein, denn ist ja nicht so, also ob wir nie wieder Weihnachten feiern werden. Doch ich komme nicht darüber hinweg, traurig zu sein, nicht, weil ich den Trubel oder das Fest an sich vermisse, sondern Gott. Ich weiß auch, dass Gott ebenfalls an allen Tagen im Jahr bei uns ist. Doch besonders in der Weihnachtszeit fühle ich mich stärker mit Gott verbunden als sonst. Vielleicht liegt es an der Weihnachtsgeschichte. Ich meine, all die Jahre hat sich Gott in Form einer Erscheinung den Menschen offenbart. Mal als Windsäulen, dann als Feuersäule oder ein helles Licht. Doch nie kam er den Menschen so nah, wie mit diesem kleinen Kind. Er selbst ist auf die Welt gekommen, hineingeboren in die Menschheit hinein. Nicht durch irgendwelche göttlichen und Erscheinungen, sondern in Fleisch und Blut. Nicht nur, weil er über uns, auf unserem Weg wachen will, sondern weil er ihn mit uns gemeinsam gehen möchte. Den Weg, den alle Menschen gehen müssen. Von der Geburt bis hin zum Tod und darüber hinaus in die Auferstehung. Das rufe ich mir immer in Gedanken, wenn ich an den heutigen Festtag, Taufe des Herren denke. Auch Jesus hat sich taufen lassen, so wie wir es sind. Er hat einen Beruf ausgeübt, hatte Vorstellungen und Wünsche. Ist gereist und hat Menschen getroffen, er überstand Krisen und Herausforderungen, doch auch er konnte dem Tod nicht entgehen. Das musste sein, weil nur er den Tod besiegen konnte. Damit er nicht das Ende des Weges wird, sondern der Neuanfang eines neuen geistlichen Lebens, einem Leben bei Gott. Und immer ein Teil unseres zukünftigen Lebens - das verspüre ich in der Weihnachtszeit. Ich weiß, dass dies auch über die Weihnachtszeit hinaus bleibt, so wie die Taufe, doch ich komme nicht um die Sehnsucht danach herum. Da kommt mir gerade eine Idee, so wie wir beim Eintritt in die Kirche, wenn wir uns mit Weihwasser bekreuzigen, an unsere Taufe erinnert werden, so sollte ich mir auch etwas ausdenken, was mich an Weihnachten erinnert. Dann wird vielleicht meine Sehnsucht etwas kleiner werden. Was wäre denn, wenn ich über meinem Schlafplatz, einen Weihnachtsstern hängen würde? Dann würde ich mich jeden Morgen daran erinnern, dass Gott mir nicht fern ist, sondern ganz nah und wenn ich ihn vermisse, nur zum Himmel hinaufschauen muss.

Ich mag wirklich diese Idee, liebes Tagebuch. Also will ich gleich einen Stern basteln gehen. Wir hören uns also nächste Woche!

Dein Flambo

 

Sonntag, 03.01.2021 >>fünfzehnter Eintrag<<

Liebes Tagebuch,

Ich wünsche dir ein wundervolles, gesegnetes und vor allem gesundes neues Jahr! Das Jahr fängt schon mal richtig winterlich an. Schau doch mal aus dem Fenster. Dort draußen ist ein richtiges Schneegestöber. Weiße Flocken fliegen über die Welt und bedecken alles mit einer großen Schicht Schnee. Das macht so richtig Lust, draußen herumzutollen, einen Schneemann zu bauen oder einfach nur einen schönen Winterspaziergang zu machen. Wäre da nicht das Problem mit der Kälte und meiner Kerzenflamme, dann würde ich sofort mit Flamba eine Schneeballschlacht starten. Aber so kann ich diesen winterlichen Mittag nur aus dem Fenster genießen. Früh morgens, vor der Messe war der Schnee vor der Kirche noch völlig unberührt. Erst als die ersten Menschen zur Messe kamen, sah man ihre Spuren im Schnee. Irgendwie erinnerten mich diese Spuren an unsere Sternsinger der Gemeinde. Zu dieser Zeit im Jahr machten sich sonst die Kinder, verkleidet als Heilige Drei Könige und Engel, auf von Haus zu Haus. Sie sangen Lieder, brachten den Segen und sammelten Spenden für Kinder auf der ganzen Welt. Doch wie vieles Schöne und Bekannte, musste auch diese Tradition leider ausbleiben. Doch daran sollten nicht die bedürftigen Kinder der Welt zu leiden haben. Daher haben sich Gemeindemitglieder die Arbeit gemacht, kleine Tüten mit dem Segensspruch, gesegneter Kreide, Gebeten und Liedern, anzufertigen. Diese liegen nun zum Mitnehmen in der Kirche und daneben platziert ist die Spendenbüchse, die nur darauf wartet, gut gefüllt zu werden, damit die Kinder auf der Welt und dieses Jahr besonders die Kinder in der Ukraine, ebenfalls diese bedrängenden Zeiten gut und gesund überstehen mögen. Die Sternsinger sind wahrhaftig Glücksbringer. So wie die drei Weisen, die ebenfalls Glücksbringer waren. Vor tausenden von Jahren, als sich die Geburt des Messias ankündigte, folgten drei Weisen einem hellen Stern. Es ist ja bekannt, dass viele Menschen damals die Sternenkunde zu Navigationszwecken nutzten. Seefahrer oder Händler zum Beispiel. Die Sterne waren immer ein Orientierungspunkt, und die Richtung der Reise genau zu bestimmen. Das konnte nicht jeder. Wenn man mir sagen würde, schau in den Himmel und lauf dann nach Norden, da würde ich ja wer weiß wo landen. Menschen, die sich also genauestens mit den Sternen auskannten, mussten wahrhaftig klug und gelehrt gewesen sein. Und da waren also nun die drei Könige. Sie reisten also in ein für sie fremdes Land, auf der Suche nach einem neugeborenen König, und ihr einziger Anhaltspunkt war ein Stern. EIN STERN! Das war sehr riskant gewesen. Bei den Seefahrern und Händlern verstehe ich ja, warum sie reisten. Sie verdienten sich so ihren Lebensunterhalt, aber das war nicht der Fall bei den Weisen. Die Weisen folgten, weil sie etwas Kostbareres suchten, als alles Geld der Welt. Sie suchten den Heiland. Und ihn zu finden, war nicht einfach. Selbst als sie wussten, dass Bethlehem die Stadt war, in der sie ihn suchten mussten. Wo genau er sich befand, das war ihnen nicht bekannt. Sie suchten ja zuerst im Schloss des Herodes. Doch sie wussten in Ihrem Herzen, dass dort nicht das Kind war, zu dem sie sich sehnten. Sie folgten also nicht nur dem Stern, sondern auch ihrem Herzen. Und jenes Herz war dann voller Freude, als sie an dem armseligen Stall ankamen und ein Kind in einer Krippe liegen sahen. Sie knieten nieder, beteten es an und brachten ihm die wertvollen Geschenke dar. Doch das Kostbarste was sie da ließen, war Ihr Herz. Sie brachten dem Kind ihre Glückseligkeit und Freude dar. Heutzutage folgen wir vielem. Wir folgen dem neuesten Modetrend, wir folgen bekannten Persönlichkeiten. Wir befolgen (hoffentlich) die Gesetze und Regelungen. Und nicht nur wir, sondern ein riesengroßer Teil der Menschen. Aber damals folgten nur drei Weisen einem winzigen Stern unter Milliarden von Sternen. Sie folgten einer Sehnsucht in ihrem Herzen. Sie folgten Gottes Rufen. Nicht jeder Mensch hörte dieses Rufen. Und auch heute noch, können Viele dieses Rufen nicht hören. Wenn wir aber unser Herz öffnen und nicht nur die großen Dinge betrachten, sondern auch die ganz Kleinen, dann könnten auch wir den Stern erkennen und ihm folgen. Und womöglich finden wir an dem Ort, wo er stehen bleibt, das, nach dem sich unser Herz zutiefst gesehnt hat. Vielleicht finden wir dort Gott.         

Dein Flambo

Sonntag, 27.12.20 >> vierzehnter Eintrag<<

Liebes Tagebuch,

entschuldige, dass ich dich erst heute wieder in die Hand nehme, obwohl in den letzten drei Tagen so viel geschehen ist. Denn Donnerstag war Heilig Abend gewesen. Mehr als 4 Wochen… ach was, mehr als ein Jahr haben wir auf die heiligste aller Nächte gewartet. Gewartet auf den Messias, gewartet auf unser ganz persönliches Wunder. Erinnerst du dich noch an den zweiten Advent? Ich habe mir doch etwas vom Christkind gewünscht und eins muss ich ihm lassen, dass mit den Wünschen erfüllen, das kann der liebe Gott sehr gut. Denn mein persönliches Weihnachtswunder war, dass mein innigster Wunsch in Erfüllung ging. Zugegeben, nicht Wort für Wort, aber im Sinne schon. Denn das Corona-Virus ist noch nicht besiegt. Im Gegenteil, immer mehr Menschen infizieren sich. Noch vor wenigen Tagen sah ich wirklich schwarz um Weihnachten. Live-Musik wurde untersagt, die Dauer der Messe reduziert. Doch stattfinden durfte sie noch und es war eine so schöne Messe gewesen. Der kleine 5-Personen Chor nahm einen Tag zuvor die schönen Weihnachtslieder auf, welche dann während der Messe abgespielt wurden. Viele Helfer schmückten die Kirche mit Tannen und Kerzen. Besonders die Holzkrippe am Seitenaltar ist der Hingucker jeden Jahres. Und dann kamen endlich wieder die Ministranten zum Dienst! Das Beste aber war, dass Flamba und ich endlich nach so langer Zeit wieder zum Evangelium rausgebracht wurden. Endlich konnte ich mit eigenen Augen und Ohren die Messe genießen. Wie ich das vermisst habe. Erst als ich dort so stand, wurde mir wahrhaft weihnachtlich ums Herz. Denn nicht die Geschenke, der Christbaum, das Gebäck oder das Festessen machen Weihnachten aus, es ist dieses kleine Kind. Gott, die Liebe selbst, der zu uns auf die Welt gekommen ist. Und erst wenn jene Liebe in unserem Herzen wohnt, dann ist wahrhaft Weihnachten. Dieses Weihnachten hallte auch heute noch nach, denn an diesem gnadenvollen Sonntag, feierten wir das Fest der Heiligen Familie. Vorher dachte ich immer, die heilige Familie ist wahrhaftig eine Vorzeigefamilie. Sie sind so aufopferungsvoll, so gnädig, so barmherzig und liebevoll. Doch der Pfarrer hat heute berichtet, dass dies gar nicht immer der Fall gewesen war. Die Familie von Jesus stand nicht hinter ihm. Sie haben ihn sogar für verrückt gehalten und sich für ihn geschämt. Erst als Jesus gestorben war, lernten sie, wie wichtig er für sie war. Dies ist für mich ein eher realistisches Bild einer Familie. Nehmt mich und Flamba doch mal als Beispiel. Wir streiten uns 24 Stunden am Tag. Manchmal geht sie mir auf die Nerven, manchmal ich ihr. Aber wenn ich mir vorstellen würde, sie wäre einmal nicht da, dann würde ich sie so sehr vermissen, dass ich vor lauter Kummer alles Schlechte vergessen würde. Apropos Flamba, die hat sich sehr über ihre Geschenke gefreut, welche ich dieses Jahr im Glockenturm verstecken musste. Doch zurück zur Heiligen Familie. Eigentlich gibt es da nicht viel zu sagen, denn die Heilige Familie ist eine Familie gewesen, wie jede andere auch. Voll von Streitigkeiten und Gereiztheit, aber auch von Liebe und Besorgnis. Sie waren bei weitem nicht perfekt gewesen, aber sie waren eine Familie. Was wir aber von ihnen lernen können, ist einander zu akzeptieren, wie wir sind. Auch wenn wir nicht alles begreifen können. Denn jeder Mensch hat einen eigenen Weg, den er gehen will und soll.

Also liebes Tagebuch, versuchen wir einander zu unterstützen, denn wir sind alle eine große Familie.

Dein Flambo

 

Sonntag, 20.12.20 >> dreizehnter Eintrag<<

Liebes Tagebuch,

Ich bin gerade unterwegs zu meinen Eltern. Damit Flamba dich also nicht wieder an sich reißt, reist du heute mit mir. Du fragst dich sicher, warum ich am 4. Advent hin und her fahre, besonders zu einer so heiklen Zeit? Weihnachten steht vor der Tür, aber dieses Weihnachtsfest kann ich leider nicht mit meinen Eltern feiern. Sie haben sich entschieden, nicht nach Luckenwalde zu reisen. Ich kann sie gut verstehen, finde es aber trotzdem sehr schade. Zu Weihnachten geht es doch insbesondere um die Familie! Daher fahre ich zumindest heute zu ihnen zu Besuch. Wir fahren ja jetzt schon stundenlang, machen dutzende Umstiege und sind immer noch nicht da. Der Wind bläst heute stark und es ist bewölkt. Zumindest regnet es aber nicht. Wenn man so lange unterwegs ist, hat man viel Zeit zum Nachdenken. Und eins will ich dabei gesagt haben, ich beneide die Reisenden ganz und gar nicht. Man fühlt sich unter den riesigen Menschenmassen klein und fremd. Du weißt nicht, was du von anderen erwarten kannst und erwarten sollst. Du bist geplagt von Sorgen und Unsicherheit. Man ist ständig angespannt und ruhelos. Nein, so eine Reise ist wirklich kräftezehrend. Und nun stellt euch vor, zweitausend Jahre zuvor mussten Maria und Joseph auf genau solch eine Reise. Und Maria war auch noch hochschwanger gewesen! Weder Maria noch Joseph wussten, was der Weg ihnen bringen wird. Sie kannten nur ihr Ziel: Bethlehem. Doch was bis dort geschieht, dass war ihnen unbekannt. In der Wüste konnten sie vielen Gefahren begegnen. Wilde Tiere, Räuber oder Sandstürme. Auch Hunger und Durst, Kälte und Hitzewallungen waren nicht ausgeschlossen. Und in Marias besonderem Zustand konnte es sie sogar das Leben kosten. Und trotz all dieser Gefahren, mussten sie sich auf dem Weg machen. Da frage ich mich aber, war die Volkszählung wirklich der Beweggrund für diese gefährlich Reise? War die Angst vor dem Kaiser größer als die Angst um das Leben seiner hochschwangern Frau und des ungeborenen Kindes? Was verleitet einen Menschen denn dazu, willentlich sich solcher Strapazen zu stellen? Ich glauben nicht, dass Josephs und Marias Angst vor Strafe sie zum Aufbruch bewegt haben. Vielmehr war es die Liebe. Joseph brachte sie nach Bethlehem, damit sie als seine Frau anerkannt wurde. Um ihr und Jesus ein sicheres Leben bieten zu können, um sie beschützen zu können. So wie er dann später mit ihnen nach Ägypten floh, um beide vor der Wut des Herodes zu schützen. Sich solchen Gefahren auszusetzen, kann nur durch die Liebe erklärt werden. Ich fahre ja auch aus Liebe zu meinen Eltern. Trotz der Gefahren und trotz des Chaos in Deutschland. In dieser hoffnungsvollen, risikobereiten Liebe hinein wurde Jesus geboren. In eine Welt, die ebenfalls voll von Gefahren und Ratlosigkeit war. Heute am 4. Advent, sind wir noch immer auf dem Weg. Wir können das Ziel aber schon sehen. Klar und deutlich.

Auch mein Fahrtweg neigt sich dem Ende zu. Bald bin ich daheim bei meiner Familie und wir erwarten gemeinsam das sich nahende Weihnachtsfest.

Flambo

 

 

Sonntag, 13.12.2020 >> zwölfter Eintrag<<

Liebes Tagebuch,

Mir kommt es vor, als würde die Zeit förmlich nur so dahin fliegen. Die dritte Kerze brennt schon an unserem Adventskranz. Heute feiern wir also „Gaudete“, so wird der dritte Advent bezeichnet. Gaudete - aus dem Lateinischen übersetzt, bedeutet es: „Freut euch!“ Denn wir haben ja allen Grund zur Freude. In weniger als zwei Wochen schon ist nämlich Weihnachten. Der Messias wird geboren. Ich möchte heute nicht über all die Leiden der Welt berichten und auch nicht über die Schwierigkeiten in unserem Land. Heute will ich mich von Herzen einfach nur freuen! Ohne Wenn und Aber. Aber diese Freude ist keine gewöhnliche Freude, wie wenn wir 5 Euro auf der Straße finden. Die Freude, die ich meine, ist wie ein Feuer, das man nicht kontrollieren kann. Ein Feuer, das alles ansteckt. Ein Feuer, das nie erlöschen soll. Ich will dir also heute mit einer kleinen Geschichte diese besondere Freude näher bringen.

In einem Wald leben die unterschiedlichsten Tiere zusammen. Hase und Fuchs, Eule und Specht, Maus und Igel, Eichhörnchen und Wildschwein. Das Leben im Wald ist gut, wäre da nicht der große Bär. Alle Tiere fürchten sich vor dem Bären. Schauergeschichten erzählt man sich von ihm. Der Bär ist furchterregend, er jagt alle Tiere, denn er hat einen unersättlichen Hunger. Diese und andere Erzählungen sind der Grund, warum jedes Tier, wenn es seine Wege mit dem Bären kreuzt, sofort Reißaus nimmt. Doch einmal im Jahr atmen alle Waldbewohner auf, denn im Winter verzieht sich der Bär in seine Höhle und schläft bis in den Frühling hinein. Und als die Winterzeit nahte, begab sich wie jedes Jahr der Bär in sein Winterquartier. Die anderen Tiere derweil versammelten sich und besprachen, wie sie ihr neu gewonnenes angstfreies Dasein feiern sollten. Aus ihrer Freude heraus beschlossen sie, ein Fest zu feiern. Die Waldvögel suchten vom Himmel aus einen geeigneten Ort, wo alle Tiere des Waldes Platz hätten. Die Wildschweine besorgten Wurzelgemüse und späte Pilze zum Essen. Die Eichhörnchen und Hasen brachten aus ihrem Wintervorrat Nüsse und Früchte und die Elstern besorgten allerlei Schönes zum Schmücken des Festplatzes. Als alles vorbereitet war, kamen alle zusammen und feierten. Doch es geschah, dass der Bär nicht einschlafen konnte. In seiner Höhle war es viel zu kalt, um schlafen zu können. Er beschloss sich draußen nach Material umzusehen, um die Steinhöhle gemütlicher zu machen. Seltsam war nur, dass er auf seinem Weg kein einziges Waldtier zu sehen bekam. Als er dann an der großen Lichtung vorbeikam, hörte er lautes Gelächter. Langsam trottete er in Richtung der vielen Stimmen und sah die versammelten Waldbewohner fröhlich essen und tanzen. Er beschloss, aus dem Gebüsch herauszutreten und mitzufeiern, man habe ihn wahrscheinlich einfach nur vergessen einzuladen. Als sein brauner Körper langsam zum Vorscheinen kam, schrien alle anderen angstvoll: „Oh nein, wie kann es sein? Wieso ist der Bär, der Bösewicht, hier!" und wollten fliehen. Der Bär aber war schwer getroffen von den Worten der Tiere. Er war kein böser Geselle gewesen. Womöglich war er groß, aber ebenso groß war seine Einsamkeit. Eine Träne kullerte aus seinen Augen und der Bär begann bitterlich zu weinen. Wortlos und tief getroffen ging er zurück in Richtung seiner Höhle. Erstaunt über das eben Geschehene, blieben die Tiere erstarrt auf ihren Plätzen. Schuldgefühle breiteten sich in ihnen aus. Sie kannten den Bären nicht, haben auch nie versucht ihn kennenzulernen. Ihr Verhalten hat den Bären tiefer verletzt, als der Bär ihnen getan hat. So beschlossen sie, gemeinsam zur Bärenhöhle zu gehen und sich bei ihm zu entschuldigen. Als sie nun an der Höhle standen, merkten sie, welch kalte Luft nach draußen Drang. Sie verstanden nun, wie der Bär lebte und gelebt hatte, ohne dass sie davon wussten. In ihnen stieg das Bedürfnis auf, ihm etwas Gutes zu tun. So brachten die Vögel ihre weichsten Federn, die Mäuse und die Eichhörnchen das beste Moos. Der Rest sorgte für gutes Essen und ausreichend zu trinken und brachten ihre Geschenke dem Bären. Dieser, gerührt von ihren Taten, spürte eine so große Freude und Dankbarkeit in seinem Herzen aufblühen, dass ihm warm wurde. So warm, dass er friedlich einschlafen konnte. Und jene Freude breitete sich auch in den Herzen der Waldbewohner aus, denn sie fanden einen neuen Freund und taten ihm einen so guten Dienst, der mit keinem anderen Wert der Welt bemessen werden kann.

Ich wünsche uns eine solche Freude, die nicht nur euer Herz erwärmt, sondern alle, die neben uns sind. Eine Freude, die geboren wird aus unserem wartenden, mitfühlenden Herzen heraus.

Dein Flambo

 

 

Sonntag, 06.12.2020 >>elfter Eintrag<<

Liebes Tagebuch!

 

Rate wer heute bei uns war? Um ehrlich zu sein, ist das nicht so schwer zu erraten, wenn man das heutige Datum kennt. Denn heute ist der Gedenktag des Heiligen Nikolaus von Myra. Nach altem Brauchtum packt der Nikolaus artigen Kindern Leckereien und Naschwerk in ihre Stiefel. Zwar tragen wir Kerzen keine Schuhe, aber der Bischof Nikolaus hat damals auch nichts in das Schuhwerk der Menschen gepackt. Wichtig bei dieser Tradition ist nicht das „Wohin“, sondern das „Was“! Aber selbst beim „Was“ muss Flamba meckern. Sie ist ja auf Diät und brennt vor Wut fast die Decke ab, weil sie die Schokolade nicht essen darf (verstößt gegen ihren Essensplan oder sowas.). Aber ich freue mich über die Geschenke, die ich heute früh gefunden habe. Damals mussten sich die Menschen, vielleicht sogar mehr als ich gerade, über die Gaben des Nikolauses gefreut haben. Ich meine, einen Klumpen Gold zu finden, wer würde darüber nicht in Jubelschreie ausbrechen? Doch die Menschen haben damals nicht nur irgendwelche Sachen bekommen, nein, mit den Geschenken kam immer noch eine neue Chance. Der Nikolaus verschenkte zum Beispiel nicht das Gold an irgendjemanden. Es war für die Töchter eines verschuldeten Mannes bestimmt, damit sie heiraten konnten. Oder er brachte einer Stadt Säcke voll von Korn, damit sie Brot backen konnten und nicht verhungern mussten. Die Geschenke des Bischofs waren mit einem Zweck verbunden. Und sie waren voll Vertrauen. Jenem Vertrauen der Menschen, dass es nur besser werden kann und Vertrauen daran, dass es bei Not jemanden gibt, der Ihnen hilft. Die meisten Geschenke heute, haben aber leider ihren „Zweck“ verloren. Die Freuden, die sie uns bringen, sind meist nur von kurzer Dauer. Meine Schokolade ist auch schon fast weg. Und das einzige Vertrauen, dass ich besitze, ist, dass mir das Süße auf die Hüften schlagen wird (insbesondere, da ich auch Flambas Teil verspeist habe). Versteht mich bitte nicht falsch, ich will mich nicht beschweren. Ich bin auch dankbar für diese Annehmlichkeit, denn auch solche Kleinigkeiten können aufmuntern und Freude schenken. Doch irgendwie will man etwas Großes haben. Etwas, das einem sein Leben verändern kann. Zum Beispiel hätte ich gerne ein Heilmittel gegen Corona, denn dann könnte ich endlich wieder in der Messe dienen und müsste nicht hier in der Ecke verstauben. Ich hoffe auch auf eine Chance. Aber vielleicht richte ich mich an den falschen, wenn ich große Wunder verlange? Der Nikolaus kann nur das tun, was ein Mensch tun kann. Die Menschen vertrauten zwar in erster Linie auf den Nikolaus, doch der Heilige Nikolaus vertraute auf Gott. Denn Gott ist groß und vollbringt Wunder. Und es dauert nicht mehr lang, bis das schönste Gotteswunder stattfinden wird. Daher wünsche ich mir dieses Jahr vom Christkind, dass mein größter Wunsch in Erfüllung geht. Wenn du auch einen Wunsch hast, dann sprich ihn im Herzen aus und vielleicht wird die Weihnachtszeit für dich zu einer Wunderzeit.

Dein Flambo

 

Sonntag, 29.11.20 >>zehnter Eintrag<<

Liebes Tagebuch,

heute bin ich besonders fröhlich, weil wir den 1. Advent feiern. Die Adventswochen haben immer etwas Besinnliches und Besonderes an sich. Als Beispiel: Trotz der Kälte hier in der Sakristei, ist mir warm ums Herz. Obwohl es draußen trüb ist, sehe ich meine innersten Gefühle ganz klar. Nicht nur mir geht es in dieser vorweihnachtlichen Zeit so. Viele Menschen erleben in diesen Minuten ihre Adventsfreuden auf ihre ganz persönlichen Arten und Weisen. Womöglich erwartet ein älteres Ehepaar Besuch von ihren schon lägst erwachsenen Kindern. Möglicherweise findet ein gestresster und durchgearbeiteter Mensch seine verdiente Erholung. Es kann aber auch sein, dass zu diesem Zeitpunkt ein Kind zum ersten Mal eine Adventsfeier miterlebt. Doch wahrscheinlich wird es Menschen geben, die keine Freude verspüren. Menschen, die gesundheitlich nicht in der Lage sind, diese Zeit zu genießen. Menschen, die um Ihre verstorbenen Angehörigen trauern. Menschen, für die „Advent“ keine Bedeutung hat. Menschen, die keinen Ort zum „ankommen“ haben und die nicht „ankommen“ wollen, können oder dürfen. Für diese Menschen wird „Advent“ zu einem leeren Wort. Manchmal glaub ich, dass die Menschen den Advent nicht begreifen. Für uns Kerzen ist Advent keine besondere Fastenzeit oder eine vorweihnachtliche Tradition. Advent ist so viel mehr! Meine Verwandten werden jedes Jahr auf einen grünen Kranz platziert, an jedem Sonntag der Reihe nach angezündet bis zum Weihnachtsfest. Und dann? Dann werden sie wieder verstaut oder weggeworfen. Doch sie sind den Menschen nicht böse, dass sie vergessen werden. Willst du auch wissen warum? Weil diese Kerzen auf dem Kranz uns jedes Jahr aufs Neue das Leben von Jesus vor Augen führen. Zuallererst warten wir sehnlichst auf die Weihnachtszeit, so wie die Menschen vor 2000 Jahren auf ihren Messias gewartet haben. Sie warteten schon so lange, dass sie nicht Tage zählten, sondern Wochen, Monate und Jahre. Und dann endlich, war es soweit! Jesus wurde geboren. Er ist auf die Welt gekommen, damit er wie eine Kerze, Licht in das Dunkle der Herzen bringen sollte. Und das tat er auch! Zuerst brannte er alleine, doch mit der Zeit steckte er Menschen an. Immer mehr Leute entbrannten durch seine Wundertaten und Werke. Doch wie die Kerze, war er auch ständigen Gefahren ausgesetzt. Doch er brannte weiter, wissentlich, dass er sich damit selbst verzehrt und abbrennen wird. Als dies dann geschah, warfen Ihn die Menschen weg. Einige trauerten um Ihn, andere vergaßen um seine Existenz und um sein Leben. Doch das Fundament auf dem er stand, wie der immergrüne Kranz, der Glaube zu Gott, ist nicht vergangen. Die Hoffnung und das Vertrauen auf Gott werden auch über die Zeiten hinweg nicht verwelken. „Advent“ bedeutet „Ankunft“. Ankunft bedeutet nicht automatisch das „Ende“ einer Reise. Ankunft ist auch immer der Beginn einer neuen Reise. Die Reise durch den Advent endet nicht mit Weihnachten oder Ostern oder Pfingsten. Die Reise endet immer wieder am ersten Advent, denn dann besinnen wir uns auf das Vergangene des letzten Jahres. Wir kommen an und atmen auf und beginnen erneut von vorne den Weg zu Jesus und den Weg zu Gott.

Also liebes Tagebuch, begleite mich dieses Jahr weiterhin auf meinem Weg durch den Glauben.

Dein Flambo

 

 

Sonntag, 22.11.20 >> neunter Eintrag<<

Liebes Tagebuch,

ich muss dich wirklich besser verstecken! Das dich Flamba gefunden hat, obwohl ich dich zwischen all der Kohle und dem Weihrauch versteckt habe, habe ich nicht erwartet. Ich dachte, dort wo es etwas dreckiger ist, würde sie sich nicht ran trauen. Das Ihr die Langeweile dermaßen zu Kopf gestiegen ist, dass sie sogar zwischen Kohlen rumwühlt, hätte ich nie für möglich gehalten. Welcher Platz in der Sakristei ist denn jetzt noch sicher vor Ihr? Das stellt mich auf eine große Probe beim Geschenke verstecken fürs Weihnachtsfest. Denn bis Weihnahten ist es nicht mehr lang, denn heute war ja Christkönig und wie man wissen sollte, ist Christkönig der letzte Sonntag im Kirchenjahr und damit ebenfalls der letzte Sonntag vor dem 1. Advent. Schlussfolgernd, können wir nächsten Sonntag schon den 1. Advent bei uns begrüßen. Ich muss bis dahin ja noch so viel vorbereiten. Ich muss einen Adventskranz machen, und ein wenig in der Sakristei aufräumen. Dann sollte ich auch anfangen Geschenke zu besorgen und Naschwerk zu backen. Jetzt wo ich es so aufschreibe, kommt mir das alles ziemlich viel vor. Jedes Jahr aufs Neue bereiten wir uns aufs Feiern vor, aber irgendwie nicht auf Weihnachten. Wir erwarten Gäste, Familie, Freunde mit einer reich gedeckten Tafel, aber selten nur das Jesuskind. Wir bringen unseren Liebsten Geschenke mit, aber dem Jesuskind bringen wir keine dar. Wir tun es uns gut mit Leckereien und Köstlichkeiten, aber anderen tun wir nichts Gutes. Zumindest tu ich es schon lange nicht mehr. Das ist traurig, besonders wenn ich mir in Erinnerung rufe, was der Pfarrer heute in der Predigt erzählt hat. Im heutigen Evangelium nach Markus (25, 31-46), spricht Jesus zu seinen Jüngern: „Was ihr für einen dieser Geringsten nicht getan habt, das habt ihr auch mir nicht getan“.
Manchmal fällt es uns schwer, den Menschen zu helfen, die es am nötigsten haben. Manchmal sind wir ratlos, manchmal haben wir Angst, in einigen Situation vielleicht mit Ekel und Vorurteilen befangen. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass Jesus nicht vordergründig zu dem wohlhabenden Menschen gekommen ist, sondern, dass er in Armut hineingeboren ist. Diesen Advent werde ich mir also vornehmen, nicht nur vordergründig an mich zu denken, sondern auch an jene, die es nicht so gut haben und da ich wegen Corona sowieso nicht mehr arbeite und zuhause bin habe ich dieses Jahr besonders viel Zeit dafür.

Dein Flambo

Sonntag, 15.11.20 >> achter Eintrag<<

Liebes Tagebuch,

wundere dich bitte nicht, heute schreibe nämlich ich, Flamba, einen Eintrag. Flambo ist nämlich über das Wochenende zu unseren Eltern gereist. Zu seinen Eltern zu Besuch zu fahren, dass darf man ja noch. Ich bin nicht mitgefahren, weil immer einer von uns die Sakristei hüten muss. Außerdem war ich ja krank gewesen und ganz abgeklungen ist es bei mir noch nicht. Ich bin also zuhause geblieben und habe beim Stöbern durch die Sakristei Flambos Tagebuch entdeckt. Ich will nicht lügen, ich habe es mir durchgelesen und gesehen, dass es ja eigentlich seine Routine war, sonntags einen Eintrag zu verfassen. Daher mach ich es mal diesen Sonntag für Ihn. Was war also so los gewesen, heute in der Kirche? Also der Pfarrer hat erzählt, dass heute der Diaspora-Sonntag ist. Wahrscheinlich ist euch „Diaspora“ kein geläufiger Begriff. Keine Sorge, da ich eine gebildete Kerze bin erkläre ich euch kurz, was das ist. „Diaspora“ kommt aus dem altgriechischen und bedeutet so viel wie Zerstreuung. Ähnlich seiner Bedeutung verwenden wir diese Bezeichnung, wenn wir von religiösen, ethnischen, kulturellen und nationalen Gemeinschaften, die aus Ihrer traditionellen Heimat in die Fremde übergegangen sind. Die dort nun lebenden Minderheiten fallen dann unter diese Bezeichnung. Heute haben wir also besonders mit und für die Menschen der Diaspora gebetet, die in den nördlichen Teilen Europas als auch in den lettischen und estnischen Gebieten leben. Die Menschen tendieren ja gerne, alles und jeden zu unterscheiden. Da ist es nicht verwunderlich, wenn solche Konstrukte wie Mehrheiten oder Minderheiten entstehen. Menschen glauben, sie sind in der Mehrheit. Das ist Witzig, weil es so viele Dinge gibt, die von Ihrer Anzahl her die 7 Mrd. Menschen auf der Welt bei weitem übersteigen. Es gibt mehr Sandkörner, mehr Grashalme, ja sogar mehr Kerzen als Menschen auf der Welt. Die Menschen achten leider aber immer erst auf die Unterschiede als auf die Gemeinsamkeiten. Doch wir unterscheiden Menschen nicht von uns. Denn wir alle sind Teil von Gottes Schöpfung und das sollte die Gemeinsamkeit sein, die alle anderen Unterschiede zu Nichte macht.  Wir sollten daher viel öfter an anderes Denken und nicht nur an einem bestimmten Tag im Jahr. Zugegeben, dass ist nicht immer einfach, aber es ist auch nicht sonderlich schwer. Man braucht nur immer etwas Mut und Zutrauen. Wie im heutigen Evangelium, so sollten wir nicht unsere „Talente“ vergraben, sondern sie, trotz möglicher negativer Folgen, versuchen zu vermehren. Wir müssen nur lernen, an Gutes zu hoffen.

Deine Flamba

P.S Flambo, wenn es dir nicht gefällt, dass ich in dein Tagebuch schaue, dann versteck es nächstes mal  besser.

Sonntag, 08.11.20 >> Siebter Eintrag<<

Liebes Tagebuch,

Ich komme ja aus der Feierlaune gar nicht mehr heraus! Wir feierten heute das 95 jährige Bestehen der Kolpingfamilie in Luckenwalde. 95 Jahre!!! Stell dir das doch mal vor. Meine Urgroßmutter Flamina ist erst 89 Jahre alt. Seit so Vielen Jahren gibt es immer Menschen, die Teil der Kolpingfamilie sind und zu denen sich neue Generationen aufs Neue gesellen. Heute in der Messe wurden auch wieder Neue Mitglieder aufgenommen. Mitunter das aller jüngste Mitglied. Manchmal erstaunt es mich doch immer wieder, wie doch junge Leute so tief im Glauben stehen können. Nicht nur in der Kolpingfamilie, sondern auch bei den Ministranten und den Kindern, die nächstes Jahr zur Erstkommunion gehen. Als ich noch ein kleines Lichtchen war, habe ich mich kaum für den Glauben oder für Gott interessiert. Oftmals war es mir lästig gewesen und nicht alles wollte oder konnte ich auch glauben, was mir meine Eltern darüber erzählten. Ich wollte lieber mit meinen Freunden Fußball spielen oder Filme schauen. Wenn wir nicht schon in der Kirche gelebt hätten, wäre ich wahrscheinlich auch selten zu Messen gegangen. Manchmal sind wir halt erschöpft und müde, doch das gehört auch dazu. Irgendwann merkte ich, wie wichtig Gott mir ist und der Glaube an Ihn. Ich fand selbst meinen eigenen Weg in die Kirche zurück. Naja, zum Glauben. In der Kirche war ich ja so oder so. Wichtig ist nur, dass man sich oder andere nie mit anderen Christen vergleichen darf. Jeder darf seinen Glauben so leben wie er will und kann. Obwohl Flamba und Ich Zwillinge sind, glauben wir auch verschieden. Aber trotz dieser Verschiedenheit einen wir uns im Glauben. Wie bei der Kolpingfamilie. Zu Ihr gehören die unterschiedlichsten Menschen. Egal ob jung oder alt, arm oder reich, alle sind Teil eins großen Ganzen. Ich hoffe und wünsche also der Kolpingfamilie aus tiefstem Herzen noch 10 Mal weitere 95 Jahre, damit meine Ururururururururururururenkeln (Ok, das sind viele „Urs“ vor den Enkeln, ich habe auch den Überblick verloren) solch eine schöne Gemeinschaft miterleben können.

Dein Flambo

Sonntag, 01.11.20 >>sechster Eintrag<<

Liebes Tagebuch,

entschuldige, dass du erst von mir nach zwei Wochen wieder etwas zu hören bekommst. Ich hatte keine Zeit gehabt, Tagebuch zu schreiben, weil Flamba krank geworden ist. Sie hatte eine Erkältung gehabt, aber es ist auch nicht verwunderlich. Wir stehen schon seit 7 Monaten in einer Sakristei, die zur Winterzeit immer kälter wird und da wir nicht einmal in dieser Zeit angezündet worden sind, ist es ja kein Wunder, wenn man da krank wird. Ich habe also die letzten zwei Wochen damit verbracht, Flamba gesund zu kurieren. Aber ich hörte, dass nicht nur Kerzen in dieser Zeit sehr leicht erkranken können. Es sind wieder viele Menschen an Corona erkrankt, daher hat die Regierung wieder Besuche in Restaurants und anderen Einrichtungen für Freizeitaktivitäten verboten. Erstmal für einen Monat, damit die Menschen brav zuhause sitzen und sich ebenfalls auskurieren können bzw. selbst nicht krank werden. Natürlich finde ich es sinnvoll, wenn Menschen, die Ihre und die Gesundheit anderer Mitmenschen ignorieren, zuhause sitzen müssen, aber ich habe trotzdem Angst. Was ist, wenn ebenfalls die Regierung entscheidet, auch mein Zuhause wieder zu schließen? Ich habe eine Schwester, für die ich sorgen muss. Und eine große Familie, die mit mir Ihre Arbeit verliert, wenn ein Riegel vor die Kirchentür getan wird. Ich verstehe die Leute, die jetzt ebenfalls unter den Folgen des Lockdowns zu leiden haben, sehr gut. Heute, an Allerheiligen habe ich also alle Heiligen gebeten, auf uns alle zu achten und uns zu schützen. Besonders habe ich den Heiligen Tarzisius, den Schutzpatron der Ministranten und Messdiener gebeten, dass die Ministranten den Dienst in der Kirche nicht vergessen und dass sie bald wieder in der Messe mitmachen dürfen. Es gab so viele Leute, die vor vielen hunderten und tausenden Jahren auf der Erde gelebt haben und die ebenfalls vor großen Herausforderungen standen. Doch im Glauben haben sie diese Schwierigkeiten bewältigen können. Manchmal ist es ja für uns schwer, so als einfache Menschen und Kerzen, uns mit Gott zu verständigen. Gott kann irgendwie alles machen, aber wir sind dagegen voll Fehler. Daher ist es nicht verkehrt, sich auch mal an die Seligen und Heiligen zu wenden. Auch sie waren mal Menschen und haben nicht alles richtig machen können. Ihr Leben ist unserem nicht sehr fremd gewesen. Sich daran zu besinnen, kann vielen Leuten Trost spenden in dieser Zeit. Wir sind keine Götter auf Erden und nicht alles wird so, wie wir es uns vorstellen, aber wir können wie Heilige sein, die ihr Leben im Glauben lebten und auf Gott vertraut haben. Vertrauen und glauben auch wir in dieser Zeit auf unseren Vater im Himmel.

So liebes Tagebuch, ich gehe Flamba noch schnell eine heiße Schokolade machen. Aber sei auf nächste Woche gespannt, denn es hat sich wieder eine kleine Festlichkeit in St. Joseph angekündigt.

 Dein Flambo

Sonntag, 18.10.20 >> fünfter Eintrag<<

Liebes Tagebuch,

Gute Neuigkeiten! Wie du ja bereits weißt, bin ich nicht gefeuert worden, sondern in einem langen Urlaub. Der Urlaub ist ja was Schönes, aber so tatenlos rumzusitzen passt einfach nicht zu mir. Flamba und ich haben seit einer Woche nur darüber nachgedacht, was wir machen können, um ein wenig Normalität in das Gemeindeleben zu bringen. Dafür mussten wir nachdenken, was sich in der letzten Zeit durch Corona verändert hat. Ich habe ja schon erwähnt, dass es keinen Gemeindegesang mehr gibt und auch keine Ministranten mehr dienen, doch leider waren das nicht die schlimmsten Veränderungen. Als ich heute in den Gottesdienst geschaut habe, waren die Bänke fast leer. Schon damals waren nicht viele Gottesdienstbesucher sonntags da, aber nun ist es schlimmer denn je. Daher müssen wir erst anfangen, die Leute wieder in die Kirchen zu locken. Das ist aber leichter gesagt als getan. Flamba schlug ein Konzert vor, aber dafür brauchen wir Sänger und meine Gesangsstimme ist nicht die Beste. Selbst wenn wir jemanden finden würden und ein Konzert organisieren, dürfen gar nicht so viele Leute in der Kirche sitzen, wegen den Corona Maßnahmen. Wie schaffen wir es also, die Gemeinde zur Kirche zu locken ohne sie zur Kirche zu locken? Das klingt ein wenig widersprüchlich, oder? Es ist aber die einzige Möglichkeit, die uns in den Sinn kam. Wie es scheint aber auch nicht nur uns. Der Pfarrgemeinderat hatte nämlich die Idee das Modell der Hauskirche in unserer Gemeinde auszuprobieren! Du fragst dich sicherlich, was „Hauskirche“ ist, nicht wahr? Hauskirchen sind nichts weiter, als die Ansammlung von einigen Gemeindemitgliedern im Zuhause eines weiteren Gemeindemitglieds. Sie lesen dort gemeinsam aus der Bibel, unterhalten sich darüber und beten gemeinsam. Also alles das, was man auch bei den Messen in der Kirche tut, nur halt bei sich und anderen Zuhause. Ich glaube viele Leute sind etwas ängstlich, wenn es darum geht, Teil einer kleinen Hauskirche zu werden. Aber das brauchen Sie gar nicht sein und ich weiß es ja am besten, denn ich lebe ja in einer Hauskirche! St. Joseph ist mein Zuhause und fast jeden Tag treffen sich die Leute bei mir und reden, beten und singen miteinander. Und ich muss nicht viel vorbereiten, so als Gastgeber. Es gibt viele Menschen, die sich mit mir gemeinsam darum kümmern, dass die Gottesdienste vorbereitet sind und super über die Bühne laufen können. Aber auch das macht ja Kirche aus! Es geht um die Gemeinschaft und den Zusammenhalt. Viel davon ist und kann auch leider gerade nicht bei uns gesehen werden. Aber daran müssen wir alle gemeinsam arbeiten! Es kann nur funktionieren, wenn alle miteinander an einem Strang ziehen. Also Flamba und mir gefällt die Idee der Hauskirche und wir hoffen, dass sich viele Menschen in die Liste eintragen, die in beiden Kirchen ausliegt. Flamba und ich haben uns nicht eingetragen, weil wir immer auf alle in unserem Zuhause warten.  Daher liebes Tagebuch hoffe ich sehr, dass ich dir nächsten Sonntag zahlreiche freudige Nachrichten erzählen darf.

Dein Flambo

Liebes Tagebuch,

Gute Neuigkeiten! Wie du ja bereits weißt, bin ich nicht gefeuert worden, sondern in einem langen Urlaub. Der Urlaub ist ja was Schönes, aber so tatenlos rumzusitzen passt einfach nicht zu mir. Flamba und ich haben seit einer Woche nur darüber nachgedacht, was wir machen können, um ein wenig Normalität in das Gemeindeleben zu bringen. Dafür mussten wir nachdenken, was sich in der letzten Zeit durch Corona verändert hat. Ich habe ja schon erwähnt, dass es keinen Gemeindegesang mehr gibt und auch keine Ministranten mehr dienen, doch leider waren das nicht die schlimmsten Veränderungen. Als ich heute in den Gottesdienst geschaut habe, waren die Bänke fast leer. Schon damals waren nicht viele Gottesdienstbesucher sonntags da, aber nun ist es schlimmer denn je. Daher müssen wir erst anfangen, die Leute wieder in die Kirchen zu locken. Das ist aber leichter gesagt als getan. Flamba schlug ein Konzert vor, aber dafür brauchen wir Sänger und meine Gesangsstimme ist nicht die Beste. Selbst wenn wir jemanden finden würden und ein Konzert organisieren, dürfen gar nicht so viele Leute in der Kirche sitzen, wegen den Corona Maßnahmen. Wie schaffen wir es also, die Gemeinde zur Kirche zu locken ohne sie zur Kirche zu locken? Das klingt ein wenig widersprüchlich, oder? Es ist aber die einzige Möglichkeit, die uns in den Sinn kam. Wie es scheint aber auch nicht nur uns. Der Pfarrgemeinderat hatte nämlich die Idee das Modell der Hauskirche in unserer Gemeinde auszuprobieren! Du fragst dich sicherlich, was „Hauskirche“ ist, nicht wahr? Hauskirchen sind nichts weiter, als die Ansammlung von einigen Gemeindemitgliedern im Zuhause eines weiteren Gemeindemitglieds. Sie lesen dort gemeinsam aus der Bibel, unterhalten sich darüber und beten gemeinsam. Also alles das, was man auch bei den Messen in der Kirche tut, nur halt bei sich und anderen Zuhause. Ich glaube viele Leute sind etwas ängstlich, wenn es darum geht, Teil einer kleinen Hauskirche zu werden. Aber das brauchen Sie gar nicht sein und ich weiß es ja am besten, denn ich lebe ja in einer Hauskirche! St. Joseph ist mein Zuhause und fast jeden Tag treffen sich die Leute bei mir und reden, beten und singen miteinander. Und ich muss nicht viel vorbereiten, so als Gastgeber. Es gibt viele Menschen, die sich mit mir gemeinsam darum kümmern, dass die Gottesdienste vorbereitet sind und super über die Bühne laufen können. Aber auch das macht ja Kirche aus! Es geht um die Gemeinschaft und den Zusammenhalt. Viel davon ist und kann auch leider gerade nicht bei uns gesehen werden. Aber daran müssen wir alle gemeinsam arbeiten! Es kann nur funktionieren, wenn alle miteinander an einem Strang ziehen. Also Flamba und mir gefällt die Idee der Hauskirche und wir hoffen, dass sich viele Menschen in die Liste eintragen, die in beiden Kirchen ausliegt. Flamba und ich haben uns nicht eingetragen, weil wir immer auf alle in unserem Zuhause warten.  Daher liebes Tagebuch hoffe ich sehr, dass ich dir nächsten Sonntag zahlreiche freudige Nachrichten erzählen darf.

Dein Flambo

Sonntag, 11.10.20 >>vierter Eintrag <<

Liebes Tagebuch,

 

Du weißt ja, dass ich für heute einen fabelhaften hatte. Nach der Messe wolle ich Uljana anfangen und ein Verhör machen und genau heute, zieht Uljana mir einen Strich durch meine Rechnung, indem sie einfach nicht zur Kirche gegangen ist. Aber ich kann nicht noch eine Woche länger warten. Aber kein anderer würde mir offen erzählen, was nun vorgefallen ist. Also hab ich mich entschieden, weil heute ja Sonntag ist, einfach mal zu Uljana zuhause zu besuchen. Kann ja sein, dass sie krank ist. Dann werde ich ihr einfach eine Freude machen. Natürlich komme ich nicht mit leeren Händen, ich habe heute nämlich wieder Flammkuchen gebacken und ein Vögelchen hat mir gezwitschert, dass auch Uljana Flammkuchen mag. Und ich schreibe dir jetzt, wie dieser Besuch ablief:

Flambo klopft an die Haustür:

Uljana: „Flambo? Achtung nicht zu doll klopfen, die Tür muss nicht brennen. Was machst du denn hier?“

Flambo:“ Hallo Uljana, ich wollte dich besuchen kommen, weil du nicht in der Kirche warst. Eigentlich wollte ich dich auch etwas wichtiges fragen. Sag mal, bist du krank und bist deshalb nicht zur Messe gegangen?“

Uljana: „Komm erstmal herein, im Flur zieht es stark. Ist der Flammkuchen für mich? Vielen Dank! Danke der Nachfrage, aber ich bin gesund und munter. Ich war nicht in der Kirche, weil ich das Wochenende vereist war. Weißt du wohin ich gefahren bin?“

Flambo: „Nein, ich fahre nicht oft aus Luckenwalde raus. Wo wart ihr denn?“

Uljana: „Ich war mit meiner Familie nach Kirchmöser in die Familienstätte St. Ursula gefahren. Wir fuhren ja normalerweise die letzten Jahre dort hin mit den Kindern und Jugendlichen unserer Gemeinde zur religiösen Kinderwoche, doch dieses Jahr können wir leider nicht fahren.“

Flambo: „Aber warum denn nicht? Wollen die dort keine Kinder mehr haben?“

Uljana: „Nein, ganz im Gegenteil. Familie Kriesel, die die Ferienstätte dort leitet, hatten sich sehr auf uns gefreut. Aber wir mussten leider absagen, weil uns das nicht ganz geheuer war, mit der aktuellen Lage zu fahren?“

Flambo: „Wieso, bauen die etwa die Straßen neu und es ist schwerer zu fahren?“

Uljana: „Nein, auch das nicht. Sag mal Flambo, weißt du nicht, was seit fast einem Jahr auf der Welt los ist?“

Flambo: „Nein, was ist denn los? Hat es was damit zu tun, dass ich gefeuert worden bin?“

Uljana: „Erstens, bist du nicht gefeuert worden, du bist in einem sehr langen Urlaub. So wie auch wir Ministranten. Es hat alles damit angefangen, dass seit Beginn des neuen Jahres eine Krankheit kursiert, die sehr ansteckend ist. Sie wird verursacht durch das Covid 19 Virus, ein Grippevirus, daher nennt man die Krankheit Corona. Weil an Corona viele Menschen vor kurzer Zeit gestorben sind, hat Deutschland viele Veranstaltungen und Einrichtungen, wo viele Menschen zusammenkommen geschlossen. Auch unsere Kirche war für die Öffentlichkeit geschlossen. Selbst jetzt, wo wir uns wieder in der Kirche versammeln dürfen, gibt es viele Maßnahmen, die uns und andere vor dem Virus schützen sollen, bis es ein Impfmittel gibt. Deshalb gibt es kein Gemeindegesang und auch keinen Ministrantendienst. Und alle müssen sich vor Eintritt in die Kirche die Hände desinfizieren und einen Mundschutz tragen.

Flambo: „Sind das diese bunten Dingern auf den Gesichtern der Leute?“

Uljana: „Genau! Viele Menschen hatten und haben immer noch mit den Auswirkungen der Corona Pandemie zu kämpfen. Schau mal, zum Beispiel die Kriesels. Viele Leute sind dieses Jahr nicht zu ihnen gefahren wir als Gemeinde auch nicht. Damit fehlen viele Gäste und auch viel Einkommen. Daher freuen sie sich umso mehr, dass es trotzdem noch von Zeit zu Zeit Gäste anreisen und dort ihre Zeit verbringen. Sie hoffen sehr, dass wir dann nächstes Jahr zur RKW kommen und bestellen an alle liebe Grüße.“

Flambo: „Und wann ist es vorbei mit diesem Corona?“

Uljana: „Das kann ich die leider auch nicht sagen. Keiner weiß wann es endet, aber wir versuchen zumindest das Beste, unser Gemeindeleben wieder anzukurbeln. Zum Beispiel soll heute wieder eine Taufe sein.“

Flambo: „Oh ja, das würde ich gerne sehen!“

Uljana: „Wenn du dich noch beeilst, kommst du noch pünktlich in der Kirche an. Es war aber nett von dir, mich zu besuchen. Und sorge dich bitte nicht zu sehr. Gott wird schon in dieser Zeit auf uns achtgeben. Wir sehen uns nächste Woche wieder in der Kirche. Machs gut Flambo und Grüße Flamba lieb von mir!“

Also liebes Tagebuch, das Rätsel ist zwar gelöst, aber arbeiten kann ich ja immer noch nicht. Doch ich werde Ideen sammeln, was ich dazu beitragen kann, damit die Kirche hier in Luckenwalde nicht ausstirbt. Mach dich also auf ein langes brainstorming gefasst. Aber zuerst schau ich noch kurz bei der Taufe rein und wünsche den Eltern, Paten und dem Täufling alles Gute und Gottes Segen auf ihren Lebenswegen

Flambo

 

 

Sonntag, 04.10.20 >> dritter Eintrag <<

Liebes Tagebuch,

Wie es ausschaut, kommt die St. Joseph Gemeinde gar nicht mehr aus dem Feiern heraus. Zuerst feierten Sie eine Erstkommunion, dann die Firmung letzte Woche und nun auch noch das Erntedankfest am heutigen Tag. Ich habe nichts gegen die Festlichkeiten, aber ich habe etwas dagegen, dass ich nicht dabei bin. Wie immer musste ich alles aus der Ferne beobachten. Aber nichts zu sehen heißt ja nicht, dass man auch nichts hören kann. Ich habe heute zum Beispiel sehr gut die Predigt von Pater Anselm verstanden. Er hat nämlich zu Anfang nach unserem Lieblingsessen gefragt. Mein Lieblingsessen ist der Flammkuchen, den meine Großmutter Hellena immer gebacken hat. Mhhh … nur bei dem Gedanken fließt mir schon das Wachs im Mund zusammen. Wie sich herausgestellt hat, mag unser Pfarrer auch die Küche seiner Großmutter, denn er schwärmte von ihren selbstgemachten Nudeln und den Königsberger Klopsen. Er findet es aber schade, dass viele Leute heutzutage gar nicht mehr richtig Zeit haben, um selbst zu kochen oder genüsslich alte Klassiker zu essen. Heutzutage muss alles schnell gehen und leider auch das essen. Aber das ist nicht gesund, weder für den Leib, noch für die Seele. Es ist schwer, von heut auf morgen Gewohnheiten abzustellen, aber man kann sie stückchenweise zu etwas Neuem verwandeln und man darf nie vergessen, dem lieben Gott dankbar zu sein, für die Gaben die er uns schenkt und für die Menschen die uns begegnen. Die Predigt hat mich so inspiriert, dass ich gleich zum Abendbrot versuche, den Flammkuchen meiner Oma nach zu backen und da Flamba auf Diät ist, bleibt mehr für mich. Aber ich schweife wieder vom wesentlichen ab: Meiner Entlassung! Wie angekündigt bin ich der Sache nachgegangen und habe einen Späher engagiert. Mein guter Freund die Firmkerze Franz verharrte die ganze Woche in der Kirche und war sozusagen meine Augen und Ohren. Er stand ganz vorne am Altar, zwischen allen Erntedankgaben, die die Gemeinde mitgebracht hat. Nach der Messe berichtete er mir also Folgendes: Normalerweise werden die Erntedankgaben von der Kirche an die Tafel gespendet, doch dieses Mal nahmen alle ihre Körbe mit nachhause. Das fand ich schon seltsam, aber vielleicht haben die Leute zuhause auch nicht viel übrig, weil Samstag alle Läden zu hatten und sie vergessen haben, davor einzukaufen. Außerdem, so mein Späher, tragen diese komischen blauen Dinger, die die Ministranten letzten Sonntag aufhatten, alle in der Kirche. Sie sind nicht nur blau, sondern manchmal auch ganz bunt, doch alle bedecken sie Nase und Mund. Ist das wirklich ein komischer neuer Modetrend? Am Ende erzählte mir noch Flamba, dass sie heute zwar die Orgel spielen gehört hat, aber keinen Gesang. Irgendwie kann ich mir keinen Reim daraus machen. Aber zum Glück habe ich ja Flamba und sie hat mir geraten, einfach mal Uljana zu fragen, bevor ich mir noch seltsame Theorien ausdenke. Daher werde ich, liebes Tagebuch, nächste Woche Uljana nach der Messe abfangen und befragen. Lichtschein habe ich ja genug, um ein richtiges Verhör, so wie in den Filmen nachzustellen. Aber nun werde ich mich langsam meinem Abendessen zuwenden, denn ich bin dem lieben Gott sehr dankbar, dass ich einen gesunden Hunger besitze.

Flambo

 

 

Sonntag, 27.09.20 >>zweiter Eintrag<<

Liebes Tagebuch,

Heute war aber was los gewesen. Du wirst nicht glauben, wer plötzlich früh morgens in der Sakristei stand. DER ERZBISCHOF HEINER KOCH !!! Ich bin aus allen Wolken gefallen. Der Grund für sein Anreisen schien wohl die Firmung von 8 jungen Menschen zu sein, die seine Exzellenz ihnen spendete. Und ich hatte mich schon gewundert, wieso den Tag davor so ein Aufruhr in der Sakristei herrschte. Also waren alle beschäftigt die Kirche herzurichten, für diese Festmesse. Aber zwischen aller Freude über den Besuch des Erzbischofs, war ich wütend. An so einem Tag sollte ich doch erst recht wieder arbeiten. Doch alle haben mich ignoriert. Da waren seit langem 2 Ministrantinnen da, und anstatt mich und Flamba zu präsentieren, hielten sie nur Stab und Mitra des Bischofes. Mir brannte der Kopf. Was für eine Frechheit! Hatte Uljana denn nicht noch 2 weitere Ministranten finden können? Ich meine, ist schon etwas mickrig, mit nur 2 Ministranten anzukommen, wenn der Bischof zur Messe anreist. Ich will ja nicht Uljanas Job machen, aber an ihrer Stelle hätte ich alle verfügbaren Ministranten geholt und eine riesen Prozession gemacht und jeder von ihnen trägt Leuchter. Selbstverständlich gehen Flamba und ich voran. Aber anstatt einer hell erleuchteten Prozession, gab es nur einen großen Einzug und wie erwähnt, ohne uns! Ich wollte mich am Ende der Messe bei seiner Exzellenz über meine unangekündigte Entlassung beschweren und Gerechtigkeit anfordern. Sofortige Einstellung in meinen alten Posten und eine Entschädigung von 1000 Streichhölzern. Doch alle waren so froh an diesem Tag, da konnte ich es nicht übers Herz bringen, die Feuer der Freude in allen Herzen mit meinen Beschwerden zu ersticken. Aber mir ist etwas ins Auge gesprungen, was mich ein Stück näherbringen könnte, um das Rätsel meiner Entlassung zu lüften. Die beiden Ministrantinnen trugen etwas Blaues über ihrem Gesicht. Es bedeckte ihre Nasen und ihren Mund. Das habe ich zum ersten Mal gesehen. Sonst tragen die Ministranten ja über ihrem Roch das Rochett, einen Kragen und eine geweihte Kette mit Holzkreuz. Aber diese blaue etwas ist mir Neu. Ich frage mal morgen meine Verwandten im Altarraum, was sie über diese blauen Dinger wissen. Für heute entspanne ich mich mal. Das Wetter wird langsam Kälter, daher gönne ich mir eine schöne heiße Schokolade.

Flambo

 

Das Tagebuch von Flambo, Kerzenleuchter der St. Joseph Gemeinde in Luckenwalde

Sonntag, 20.09.2020 >> erster Eintrag<<

Liebes Tagebuch,

Eigentlich wollte ich kein Tagebuch schreiben, denn wir Kerzenleuchter sind bei weitem nicht talentiert, wenn es ums Schreiben geht, aber meine Schwester Flamba meinte, bevor ich vor Langerweile noch meinen Docht abbrenne, sollte ich mich ablenken. Zuerst wollte ich ja Spaziergänge machen, aber da es seit Tagen nicht geregnet hatte, wollte ich nicht riskieren, einen Brand in Luckenwalde zu verursachen. Dann wollte ich warten bis es regnet und einen Regenspaziergang machen, doch wir Kerzen haben da so unsere Schwierigkeiten mit Wind und Wasser. Also musste ich etwas finden, was ich drinnen in der Sakristei machen kann. Daher habe ich mich jetzt entschieden, es mit dem Schreiben zu versuchen. Wie gesagt, ist mir Langweilig. Seit einiger Zeit bin ich nämlich Arbeitslos. Du musst mir glauben wenn ich dir sage, dass meine aktuelle Arbeitssituation nicht von mir verursacht wurde. Ich bin nämlich spitze in meinem Beruf gewesen. Jeden Sonntag, wenn durch die Kirche der schönste Lobgesang erschallte, bin ich voller Pracht in den Altarraum geschritten und spendete Licht mit meiner schönsten Flamme. Ich leuchtete so hell, dass sogar die Sonne mich nicht ersetzten konnte. Warum sonst würden sie mich auch tagsüber brauchen, wenn ich nicht besser wäre? Und einfach so, aus heiterem Himmel, waren die Ministranten, die mich zu meinem großen Auftritt begleiteten, plötzlich nicht mehr da. Normalerweise wundert es mich nicht, dass ich einen freien Tag habe. Aber aus einem Tag wurden zwei, dann drei, dann eine Woche, ein Monat und mit dem heutigen Datum gezählt, ein halbes Jahr. Nach so langer Zeit, bin ich ziemlich sicher, dass man mich gefeuert hat. Aber warum, das weiß ich nicht. Kein Kündigungsschreiben, kein Hinweis, kein einziges Wort hat man mir gesagt. So eine Frechheit! Dabei habe ich doch so für diesen Job gebrannt! Und jetzt wo ich darüber nachdenke fällt mir auf, dass die Ministranten auch nicht mehr kommen. Wurden sie etwa ebenfalls entlassen? Weißt du was, Tagebuch? Das lass ich mir nicht mehr gefallen. Ich weiß jetzt, was ich machen werde! Ich werde herausfinden, was passiert ist und warum wir plötzlich alle nicht mehr arbeiten können und wenn ich es weiß, dann werde ich eine Lösung finden, damit alles so wird, wie es früher mal war.

Flambo