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Chronik (Luckenwalde)

Ein Gelübde in großer Not

 

Entstehung der Wallfahrt nach Stülpe bzw. zum Hohen Golm

 

Als zu Anfang des Jahres 1945 die Kriegsfront von Osten her immer näher an Luckenwalde heranrückte, regte der damalige Pfarrer der Gemeinde St. Joseph, Georg Kubiak, die Gemeinde zu einem Gelöbnis an. Man wollte die Stadt und die Kirche dem Schutze und der Fürsprache der Mutter Gottes empfehlen.

Die zahlreich erschienene Gemeinde versprach im Falle, dass Stadt und Kirche unversehrt blieben, die Errichtung eines Altares zu Ehren der Mutter Gottes, eine Wallfahrt zu einem Marienwallfahrtsort abzuhalten und alljährlich an einem Gedenktag sich des Schutzes der Häuser und der Kirche zu erinnern.

Der Marienaltar wurde 1957 geschaffen in Form einer Marienstatue, die Bernhard Kadenbach, ein Mitglied der Gemeinde, geschnitzt hat.

Der zweite Punkt des Gelübdes, die Wallfahrt, barg, aufgrund der politischen Nachkriegslage durch die Teilung Deutschlands und die Entstehung des kalten Krieges erhebliche Schwierigkeiten, da die bekannten Marienwallfahrtsorte im wesentlichen fast alle im westlichen Teil des Landes lagen und so für die Bürger des östlichen Teiles unseres Vaterlandes, damals unerreichbar waren.

 

Um diesen misslichen Umstand abzuhelfen, begab sich der Pfarrer Bruno Marienfeld, es gab inzwischen einen Wechsel in der Besetzung der Pfarrstelle, auf die Suche, um dieses Problem zu lösen. Nach einigem Suchen brachte er in Erfahrung, dass auf dem Golmberg, der Höchsten Erhebung des niederen Fläming, in der Nähe von dem kleinen Ort Stülpe, in der vorreformatorischen Zeit, von Mönchen aus dem Kloster Zinna, eine Marienkapelle errichtet worden war; denn in der Dorfchronik von Ließen, dem Nachbarort von Stülpe, ist folgendes zu lesen: „Seinen geschichtlichen Höhepunkt erreichte der Golmberg, 178 m über NN, durch den Bau einer Kapelle im Jahre 1435 von den Mönchen des Kloster Zinna. Diese wurde mit einem Marienbildnis versehen und ihr große Wundertätige Kraft zugesprochen. Sie unterstand direkt dem Papst in Rom. Große Wallfahrtskundgebungen fanden hier statt und tausende Pilger zogen hinauf.

Mit der einsetzenden Reformation ging jedoch die Bedeutung und der Einfluß der Marienkapelle zurück, bis sie schließlich 1562 abgerissen und an ihre Stelle ein einfaches Holzkreuz gestellt wurde.“ Welches nicht mehr vorhanden ist.

Man sagt, dass für den Bau der evangelischen Kirche in Stülpe Abrisssteine dieser Kapelle verwendet wurden. Auch das Marienbild, eigentlich schon ein kleiner Altar, wurde in die evangelische Kirche nach Stülpe gebracht.

 

Daraufhin wurde dann am 10.05.1953, acht Jahre nach Beendigung des Krieges, die im Gelöbnis versprochene Wallfahrt nach Stülpe zum Gnadenbild der Gottesmutter vom „Hohen Golm“ unter großer Beteiligung der Gemeinde abgehalten. Vorher wurde von einigen heimatkundigen Männern ein annehmbarer Weg durch Wald und Feld nach Stülpe erkundet. Fast alle Wallfahrer gingen den etwa zehn Kilometer langen Weg zu Fuß. In der Stülper Kirche wurde ein festlicher Gottesdienst zu Ehren der Muttergottes gefeiert. Die Straße von Stülpe nach Ließen und damit auch der Zugang zum Golmberg blieb für uns unerreichbar, da diese Gebiet militärisch genutzt und zum Sperrgebiet erklärt worden war.

Das Gnadenbild vom „Hohen Golm“ war zu dieser Zeit in einer kleinen Seitenkapelle der Stülper Dorfkirche angebracht.

Im Laufe der folgenden Jahre wurde diese Wallfahrt noch einige Male wiederholt.

In den 70er bis 80er Jahren wurde die Kirche in Stülpe gründlich renoviert bzw. saniert und dabei wurde auch die Seitenkapelle, wo das Marienbild hing, abgerissen.

Das Gnadenbild befand sich während dieser gesamten Bauphase über längere Zeit in der evangelischen St. Johanniskirche in Luckenwalde.

Nachdem die Renovierung der Stülper Kirche abgeschlossen war, kam das Bildnis wieder zurück und befindet sich seitdem im Altarraum der Kirche.

Durch diese oben geschilderten Umstände, Renovierung der Kirche und militärisches Sperrgebiet, gab es bei den Wallfahrten nach Stülpe eine längere Pause. Erst nach der politischen Wende und der Wiedervereinigung Deutschlands, sowie dem Abzug der sowjetischen Truppen im Jahre 1994, kam allmählich wieder Leben in die Tradition der Besuch des Gnadenbildes in Stülpe.

 

Aber erst im Jahre 2005 am 25.09., die Gemeinden St. Joseph und St. Hedwig Jüterbog waren inzwischen fusioniert, wurde unter Pfarrer Lischka die Wallfahrt nach Stülpe, aber jetzt mit einer Station auf dem Golmberg, wieder im größeren Umfang aufgenommen.

Sie begann mit einem festlichen Gottesdienst in der extra ausgeschmückten Dorfkirche vor dem Gnadenbild der Gottesmutter vom Golm begleitet von instrumentaler Musik zum Gesang.

Anschließend wurde auf dem Grundstück der Familie Kaufhold eine Mittagspause gehalten um danach, auch am Leibe gestärkt, den sieben Kilometer langen Weg zum Golmberg in Angriff zu nehmen. Viele gingen zu Fuß, andere fuhren mit dem Fahrrad und etwa 60 Wallfahrer wurden mit so genannten Kremsern zum Fuße des Golmberges gebracht. Alle mussten aber den letzten Kilometer bis zum „Gipfel“ zu Fuß zurücklegen, da das letzte Stück des Weges nicht befahrbar ist.

Etwa an der Stelle, wo nach dem Abriss der Kapelle ein Holzkreuz gestanden hat, wurde nun in einer Segensandacht ein 3,5 m hohes Holzkreuz mit der

 

Aufschrift:     „Gemeindewallfahrt 2005“     eingeweiht. 
                                                  

Einige Gemeindemitglieder hatten dieses Kreuz gebaut und an dieser Stelle in mühsamer Arbeit aufgerichtet. Das Kreuz soll ein Zeichen des Dankes sein für die gelungene Fusionsarbeit St. Joseph – St. Hedwig, verbunden mit der Fürbitte um den Segen für die Zukunft der Gemeinde. Ein kleines Täfelchen am Längsbalken des Kreuzes weist darauf hin, dass hier vor etwa 500 Jahren eine Marienkapelle gestanden hat.

Zurückgekehrt nach Stülpe, konnten sich alle wieder im Garten der Familie Kaufhold mit Kaffee und Kuchen stärken.

In den folgenden Jahren wurde nun immer im September diese Wallfahrt, in unter-schiedlicher Form, durchgeführt.

An dieser Stelle muss, neben der Familie Kaufhold auch das Ehepaar Velthof genannt werden das in Ließen am Fuße des Golmberges des öfteren Gastgeber für die Rastpausen mit Bewirtung der Wallfahrer, waren.

Möge diese schöne und segensreiche Tradition auch in der kommenden Zeit weitergeführt werden, damit auf die Fürsprache der Gottesmutter, Gottes Segen auf Kirche und Gemeinde ruhe.

 

Hier nun noch der Wortlaut des Gebetes zum Gelübde, das am 04.02.1945 in der Kirche in Luckenwalde von der Gemeinde abgelegt worden ist:

 

G e l ü b d e   der Pfarrgemeinde St. Joseph, Luckenwalde am 04.02.1945

 

 Allerseligste Jungfrau und Gottesmutter Maria! Du Zuflucht der Sünder, Hilfe der Christen, Trösterin der Betrübten! Mit eigenen Ohren haben wir`s gehört, und unsere Väter haben es erzählt: Wenn Gott die Erde beben und erschüttern machte, dann hast du ihre Risse geheilt; wenn kein Entrinnen vor den Pfeilen des Feindes möglich schien, dann hast du mit deiner Fürsprache die Auserwählten deines Sohnes vor Tod und Verderben bewahrt.

 

In diesem festen und unerschütterlichen Vertrauen kommen wir zu dir, du gütige Mutter, und bitten dich, banne an den Grenzen unserer Pfarrgemeinde die Schrecken des Krieges, schütze uns vor Mord und Brand, und dem Elend der Flucht und Heimatlosigkeit, erhalte uns alles, was wir für des Lebens Notdurft gebrauchen. Nimm unsere Wohnungen und unser Gotteshaus in deine besondere Obhut und lass die Speise des hl. Opfermahles niemals in unserer Mitte versiegen.

 

Wenn du uns das alles gewährst, und von deinem Sohn Jesus Christus wirksam erbittest, du mächtige Jungfrau, dann soll die Lob in dieser Gemeinde nicht mehr verstummen von Geschlecht zu Geschlecht.

 

Dann soll in dieser Kirche zu deinen Ehren von Künstlerhand ein Altar sich erheben aus unseren Opfern und Gaben! Das versprechen und geloben wir.

 

Dann will die katholische Gemeinde, sobald der Lärm der Waffen verstummt ist, zu einem deiner Gnadenorte pilgern, um dir von ganzen Herzen für deinen kraftvollen Schutz zu danken. ! Das versprechen und geloben wir. !

 

Dann werden alle Glieder dieser Gemeinde Jahr für Jahr zum ewigen Gedächtnis deiner wunderbaren Hilfe einen Gelöbnistag feiern durch gemeinsamen Empfang der hl. Sakramente der Buße und des Altares. ! Das versprechen und geloben wir !

 

Alle:   Unter deinen Schutz und Schirm…….